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Drama bei der Handball-WM: Deutschland verliert gegen Portugal – Kroatische und dänische DAIKIN HBL-Profis hoffen auf das Endspielticket

Foto: IHF/kolektiff images
Ein packendes Drama in Oslo: Während die Portugiesen jubeln, herrscht bei den Deutschen Enttäuschung. Portugal steht im WM-Halbfinale und trifft dort auf Dänemark und 12 DAIKIN HBL Spieler. Kroatien und Frankreich werden sich um das andere Finalticket duellieren, nachdem beide im Viertelfinale in letzter Sekunde gewinnen konnten.
„So auszuscheiden ist extrem bitter“, sagte Bundestrainer Alfred Gislason. „Wir hatten den Fuß in der Tür und machen dann zu viele Fehler“, ergänzte Kapitän Johannes Golla. In Sachen Tränen und Dramatik können die Deutschen den Spielern aus Ägypten und Ungarn die Hand geben, denn auch diese verloren quasi in der letzten Sekunde ihre Viertelfinals. Was Martim Costa in Oslo, waren der Kroate Marin Sipic und der Franzose Luka Karabatic in den Viertelfinals von Zagreb – beide erzielten ebenfalls den Siegtreffer mit dem Schlusspfiff, allerdings jeweils nach 60 Minuten.
Die Kroaten schafften das Kunststück, die Partie nach einem Vier-Tore-Rückstand in der 55. Minute noch 31:30 zu gewinnen. Frankreich kassierte fünf Sekunden vor Schluss den ägyptischen Ausgleich – schafften aber mit einem direkt verwandelten Anwurf 0,3 Sekunden vor der Schlusssirene noch den 34:33-Erfolg.
Ganz locker hingegen setzte sich der dabei nicht einmal überragend aufspielende Titelverteidiger Dänemark mit seinen zwölf HBL-Profis im ersten Viertelfinale von Oslo mit 33:21 gegen Brasilien durch. Nachdem der Flensburger Emil Jakobsen zum Start überragte und fünf Treffer zur 9:3-Führung beisteuerte, wurde es zur Pause noch einmal eng, Trainer Nikolaj Jakobsen (früher Rhein-Neckar Löwen) rannte fuchsteufelswild zur Kabine, fand dort die richtigen Worte – und sein Team legte spätestens mit einem 8:0-Lauf zum 31:18 den Grundstein zum siebten Kantersieg im siebten Spiel – und steht zum achten Mal bei den letzten zehn Weltmeisterschaften im Halbfinale.
Es war das 35. ungeschlagene WM-Spiel in Folge für die Dänen (34 Siege, ein Remis) nach der Achtelfinal-Niederlage gegen Ungarn bei der WM 2017. Und nicht nur deswegen gehen Füchse-Star Mathias Gidsel & Co. auch als großer Favorit in die Partie am Freitag (20.30 Uhr) in Oslo gegen Deutschland-Bezwinger Portugal. Für das Team der Costa-Brüder ist es nach dem ersten Viertelfinale der WM-Geschichte nun das erste Großturnier überhaupt, das sie unter den Top 4 beenden werden.

Foto: Klahn
Das Trio Gidsel, Jakobsen und der Ex-Flensburger und Ex-Kieler Rasmus Lauge traf jeweils sechsmal für die Dänen, während der Gummersbacher Torwart Dominik Kuzmanovic mit zahlreichen Paraden in der Schlussphase einer der Väter des kroatischen Halbfinaleinzugs war. Auf der anderen Seite waren zwei Spieler aus der DAIKIN Handball-Bundesliga beste Werfer der Ungarn: Zoran Ilic vom Handball Sport Verein Hamburg mit acht Treffern und der Kieler Bence Imre mit vier Toren.
Bereits am heutigen Donnerstag um 21 Uhr geht es in der erneut mit über 15.000 Fans ausverkauften Arena Zagreb für Kroatien gegen Frankreich um den Einzug ins erste WM-Finale seit 2009. Da war an gleicher Stelle der gleiche Gegner am Ende der Sieger – Frankreich feierte den WM-Titel, und für diese Niederlage wollen der Kieler Domagoj Duvnjak, der damals schon auf dem Feld stand, und sein Team 16 Jahre später Revanche nehmen. Das letzte kroatische WM-Halbfinale gab es 2017 in Paris – als die Kroaten gegen Norwegen verloren. Und in diesem Halbfinale stehen sich zwei ehemalige HBL-Profis als Trainer gegenüber: Dagur Sigurdsson (unter anderem in Wuppertal Spieler, und danach als Bundestrainer Garant für EM-Gold und Olympia-Bronze 2016) sowie der Ex-Hamburger Guillaume Gille, der als Spieler und Trainer mit Frankreich Olympiasieger und Europameister wurde und dies nun auch bei einer Weltmeisterschaft wiederholen will, nachdem er mit Frankreich das Finale 2023 in Stockholm gegen Dänemark verlor.
Im kroatischen Team stehen neben Kuzmanovic und Duvnjak mit Ivan Martinovic, (Rhein-Neckar Löwen), Marko Mamic (SC DHfK Leipzig) und Josip Simic (1. VfL Potsdam) drei weitere HBL-Profis. Für David Mandic (MT Melsungen) war die WM nach der Hauptrunde wegen einer schweren Verletzung beendet.
Nach seinen sechs Treffern gegen Brasilien führt Gidsel die aktuelle WM-Torschützenliste nun alleine und mit 55 Toren an, den erneuten Torschützenpokal kann ihm höchstens noch der Portugiese Francisco Costa streitig machen, der nach seinen acht Treffern gegen Deutschland als Fünfter nun bei 44 Toren steht, aktuell noch hinter dem zweitbesten WM-Torschützen aus der HBL, dem bereits ausgeschiedenen Niederländer Rutger Ten Velde (FRISCH AUF! Göppingen) mit 46 Toren. Das sind fünf mehr als der Flensburger Däne Simon Pytlick (41), der sein Torkonto noch weiter aufstocken kann. Bester DHB-Werfer dieser WM wurde Renars Uscins (TSV Hannover-Burgdorf) mit 35 Treffern, der wie sein Team das dritte Halbfinale in Serie nach EM 2024 und Olympia 2024 hauchdünn verpasste.
Im Torhüterranking steht Andi Wolff nach der Gala gegen Portugal auf Rang drei mit 76 Paraden, die Statistik führt der Däne Emil Nielsen mit 97 abgewehrten Würfen an, der Gummersbacher Kuzmanovic ist Fünfter mit 69 Paraden.
Für die nächste WM 2027 ist die deutsche Mannschaft als Gastgeber qualifiziert, wer sein Ticket als Weltmeister bucht, entscheidet sich am Sonntag ab 18 Uhr in Oslo, wohin am Freitag auch die beiden Halbfinalisten aus Zagreb anreisen werden.