HBL
EM-Qualifikation: DHB-Team mit Personalsorgen, Golla gegen seinen Trainer, Hanning vor Debüt

Foto: Klahn
32 Spiele in ganz Europa stehen von Mittwoch bis Sonntag in der Qualifikation für die EM 2026 auf dem Programm. Für das DHB-Team geht es zweimal gegen Österreich.
Nach dem Auftakt mit zwei Runden Anfang November folgen nun die Spieltage 3 und 4 – und am Wochenende werden die nächsten EM-Teilnehmer feststehen. Direkt qualifiziert ist neben den drei Gastgebern nur der amtierende Europameister Frankreich, der am 28. Januar 2024 den Überfliegern aus Dänemark im EM-Finale von Köln die letzte Niederlage, und dies nach Verlängerung, beigebracht hatte. Diese vier qualifizierten Nationen spielen parallel zu den Qualifikationsspieltagen den EURO-Cup aus, und da kommt es am Mittwoch und Samstag zum Doppelpack des amtierenden Weltmeisters und Olympiasiegers Dänemark (mit zwölf Profis aus der DAIKIN Handball-Bundesliga im 16-köpfigen Kader) gegen Europameister Frankreich.
Während bei den Dänen unter anderem Simon Pytlick (SG Flensburg-Handewitt) und Aaron Mensing (MT Melsungen) ausfallen, muss auch Bundestrainer Alfred Gislason wohl auf einige Spieler in den beiden Qualifikationsspielen gegen Österreich verzichten. Nachdem von vorneherein schon Sebastian Heymann und Franz Semper als Ausfälle feststanden, kam nun noch Kreisläufer Justus Fischer dazu. Sein Recken-Mannschaftskamerad Renars Uscins wird definitiv beim Hinspiel am Donnerstag (18:00 Uhr) in Wien fehlen, gleiches gilt wohl auch für den erkrankten Juri Knorr. „Das ist alles sehr schade“, sagte Gislason beim DHB-Medientermin am Dienstag.
Vor allem der rechte Rückraum könnte nach den Ausfällen von Semper und Uscins zur Problemzone werden, als Linkshänder für diese Position steht nur noch Rückkehrer Max Beneke (Füchse Berlin) zur Verfügung. Eine Alternative ist der Nachnominierte Miro Schluroff vom VfL Gummersbach, der erstmals zu einem DHB-Lehrgang eingeladen wurde. Beim VfL hat er als Rechtshänder ebenfalls schon im rechten Rückraum gespielt. Denkbar wäre auch, dass Nils Lichtlein dort spielt, sagte Gislason. Zweiter Neuling neben Schuroff ist Füchse-Linksaußen Tim Freihöfer, wie Beneke einer der U21-Weltmeister von 2023. „Wir haben Tim schon länger beobachtet, er hat sich durch seine starken Leistungen bei den Füchsen diese Nominierung absolut verdient“, sagte Gislason. Im Vergleich zum WM-Kader kehrt zudem der im Januar verletzte Kreisläufer Jannik Kohlbacher von den Rhein-Neckar Löwen zurück.
Zwei besondere Partien stehen indes für DHB-Kapitän Johannes Golla an – denn er trifft auf seinen neuen Klubtrainer Ales Pajovic, der seit Januar neben dem österreichischen Nationalteam auch die SG trainiert. „Mit dem Nationalteam läuft man häufiger gegen Spieler aus seinem Verein auf, aber gegen seinen Trainer zu spielen, ist schon etwas Spezielles“, sagte Golla. Für den Slowenen Pajovic, der seinen Posten als Österreichs Trainer nach Abschluss der EM-Qualifikation am 11. Mai abgibt, ist die Doppelbelastung aktuell indes kein Problem: „Das ist nicht so schlimm. Es waren viele Spiele in den letzten Wochen, aber ich habe mich sehr gefreut jetzt auch wieder bei den Jungs zu sein. Ich bin jetzt voll fokussiert auf das Nationalteam in dieser Woche.“

Golla steht vor dem Duell mit seinem Vereinstrainer (Foto: Klahn)
Im österreichischen Kader stehen insgesamt sieben Spieler aus der DAIKIN Handball-Bundesliga, allerdings musste Kapitän Nikola Bilyk vom THW Kiel verletzungsbedingt absagen. Nur rund 45 Stunden nach dem Hinspiel in Wien findet am Samstag (16:30 Uhr) in der bereits ausverkauften ZAG Arena in Hannover das Rückspiel statt. Beide Spiele überträgt das ZDF als Livestream unter www.sportstudio.de
Und wenn die deutsche Mannschaft ihre Serie in der EM-Qualifikation ausbaut, ist danach bereits das EM-Ticket gebucht. 22 Siege in Folge in EM-Qualifikationsspielen haben die DHB-Männer seit dem 3. Mai 2015 eingefahren – die letzte Niederlage kassierte man noch unter Dagur Sigurdsson mit dem 20:26 in Leon gegen Spanien auf dem Weg zur dann siegreichen EM in Polen. Die Siegesserie startete einen Monat später, am 10. Juni 2015 mit einem 34:20 in Finnland. In den Qualifikationsrunden zu den Europameisterschaften 2018, 2020 und 2022 gewann Deutschland jeweils alle sechs Spiele, für die EM 2024 war man als Gastgeber direkt qualifiziert. Und in den beiden ersten Partien auf dem Weg zur EM 2026 hielten sich Johannes Golla & Co mit den Erfolgen gegen die Schweiz (35:26) und die Türkei (36:29) ebenfalls schadlos. Das letzte Remis in einem EM-Qualifikationsspiel gab es just gegen Österreich – mit einem 26:26 in Göppingen am 27. Oktober 2010.
Das DHB-Team – Qualifikation vorausgesetzt – bestreitet sowohl die Vorrunde als auch weitere Phasen der Europameisterschaft in Herning in der von der vergangenen WM bestens bekannten Jyske Bank Boxen. Spieltage der Vorrunde sind voraussichtlich der 15., 17. und 19. Januar.
Aber nicht nur HBL-Profis aus Deutschland und Österreich kämpfen in dieser Woche um die insgesamt 20 Tickets für die EM 2026. Mit zwei Siegen gegen Nordmazedonien könnten sich zum Beispiel auch Blaz Blagotinsek und die personell arg gebeutelten Slowenen (elf Ausfälle) für die EM qualifizieren. Neben Deutschland und Slowenien haben auch die mit zahlreichen HBL-Profis bestückten Isländer, Kroaten und Tschechen sowie Ungarn, Montenegro Spanien und Portugal aktuell das Optimum von 4:0 Punkten auf dem Konto. In allen acht Gruppen kommt es diese Woche zu den Hin- und Rückspielen der Mannschaften aus den Töpfen 1 und 2.

Bob Hanning steht vor seinem Nationaltrainer-Debüt (Foto: Klahn)
Ein besonderes Debüt gibt es derweil am Mittwochabend im lettischen Jelgava: dort wird Füchse-Geschäftsführer Bob Hanning sein erstes Länderspiel als italienischer Nationaltrainer absolvieren. Mit im Team sind zum Beispiel Leo Brantner (Füchse) und Domenico Ebner (SC DHfK Leipzig). Zwei Siege gegen die noch punktlosen Letten seien Pflicht, sagte Hanning. Italien hatte schon in den ersten beiden Runden für Furore gesorgt: In Spanien führte man bis zur 57. Minute, verlor dann aber 30:31, gewann dann aber wenige Tage später 31:30 gegen Serbien – ehe man bei der WM im Januar zur großen Überraschungsmannschaft wurde. Traumziel Hannings ist die zweite EM-Teilnahme der Italiener, nachdem man 1998 als Gastgeber automatisch qualifiziert war.