50 Jahre DHB-Pokal
50 Jahre DHB-Pokal: Der lange Weg des THW Kiel zum ersten Pokalsieg

Mit zwölf Titeln ist der THW Kiel heute Rekordpokalsieger. Für den ersehnten ersten Triumph im Jahre 1998 nahmen die „Zebras“ einen langen Anlauf.
Am 4. April 1998 drohte dem THW Kiel erneut ein Rückfall in seine Zeitschleife des DHB-Pokals. Im Halbfinale des Final Four-Turniers spielte das Team von Trainer Noka Serdarusic in der Hamburger Alsterdorfer Sporthalle eine fürchterliche erste Halbzeit und lag gegen den Zweitligisten TuS Schutterwald mit 13:14-Toren zurück. Regisseur Magnus Wislander, der große Schwede, fürchtete schon, „dass wir das Endspiel nicht mehr erleben werden“.
Wie eine düstere Handballversion des Hollywood-Klassikers „Und täglich grüßt das Murmeltier“ waren den „Zebras“ die Jahre zuvor erschienen. So wie Bill Murray immer wieder denselben Tag erleben musste, scheiterten die „Zebras“ im Pokal – selbst wenn sie die Meister-Serien beherrschten. „Wir hatten einfach auch viel Lospech“, erinnert sich Kreisläufer Klaus-Dieter Petersen. „Wir haben so oft in Magdeburg und in Lemgo verloren.“

1990 unterlag der THW Kiel dem TSV Milbertshofen im DHB-Pokal Finale
Zweimal immerhin waren die „Zebras“ ins Endspiel eingezogen. 1979 waren sie Grün-Weiß Dankersen unterlegen, 1990 in zwei Finalspielen dem TSV Milbertshofen. Doch damals war der THW noch nicht der Branchenführer. Im Jahr 1995 immerhin hatte das Team unter Trainer Serdarusic das erste Mal das Final Four erreicht, das sich seit 1994 in Hamburg erfolgreich etabliert hatte. Aber dort unterlagen sie im Halbfinale dem späteren Sieger TBV Lemgo. In einem Drama selbstverständlich, nach Verlängerung.
Im Frühjahr 1998 lag der THW, der Meister der Jahre 1994, 1995 und 1996, in der Bundesliga erneut auf Titelkurs. Und vor erneut ausverkauftem Haus (4.200 Fans) schien der Rahmen für den ersten Pokalsieg der Historie perfekt. „Das war auf den Rängen schon eine gute Kieler Stimmung“, erinnert sich Petersen. „Aber das Schwierige ist nun einmal, dass man im Pokal immer performen muss. Das sind die berühmten eigenen Gesetze des Pokals.“
Jedenfalls mühte sich der THW im Halbfinale von 1998 gegen die von Martin Heuberger trainierten Schutterwälder doch zu einem Sieg (28:24). Und dann geschah das Unfassbare: Als es einen Tag später gegen den TV Niederwürzbach ging, präsentierten sich die Kieler wie verwandelt – und zerstörten die Saarländer um Torhüter Andrei Lavrov, Kreisläufer Christian Schwarzer und Regisseur Markus Baur mit einem sagenhaften Tempohandball.

THW Kiel nach dem DHB-Pokalsieg 1999
Am Ende stand es 30:15 (11:6), die Protagonisten Wislander, Petersen, Thomas Knorr und Wolfgang Schwenke feierten. Es ist bis heute der höchste Finalsieg in der fünfzigjährigen Historie des Wettbewerbs. „Ich weiß, dass im Finale jeder ein spannendes Spiel erwartet“, sagte Serdarusic. „Es tut mir leid, aber ich habe auch so ein schönes Spiel gesehen – von meiner Mannschaft.“
Mit diesem Kantersieg war der Kieler Knoten im Pokal mit einem Male zerschlagen. In den zwei folgenden Jahren siegte der THW ebenfalls – und feierte den ersten Hattrick in der Geschichte des Pokal-Wettbewerbs. Der Zeitschleife war er damit endgültig entronnen.